St. Aloysius

Schwyzer Str. 2-4, 13349 Berlin

Geschichte

Für die Katholiken jenseits der Seestraße, damals also vor allem im Afrikanischen Viertel, mietete die Muttergemeinde St. Joseph schon 1914 einen ehemaligen Fabriksaal in der Barfusstraße. Zu Ostern konnte hier eine Notkapelle eingeweiht werden, die mit der Einrichtung der bisherigen Notkapelle von St. Joseph ausgestattet wurde. Als später darüber Wohnungen in das Haus eingebaut wurden, verlegte man die Wasser- und Abwasserrohre durch die Kapelle. Der Großstadtapostel Carl Sonnenschein beschrieb sie in seinem bekannten Notizen als zeitgenössische Katakombenkirche. Maximilan Fabich (1917-31) wurde zum ersten eigenen Seelsorger ernannt, er lud ein: Ihre Kirche ist zwar nur ein gemieteter Fabriksaal, wird aber als Stätte wahrer Andacht von allen treuen Besuchern geschätzt.

1921 wurde St. Aloysius seelsorglich selbständige Kuratie. Der Baumeister Hermann Bunning errichtete 1927 auf dem Grundstück Ofener Str. 4/5 eine bescheidene Kirche, die allerdings 1944 zerstört wurde. Eine Garage diente nun als behelfsmäßiger Gottesdienstraum, der aber so klein war, dass die Gottesdienste oft im Freien auf dem Hof gehalten wurden.

1938 war St. Aloysius vermögensrechtlich selbstständig und 1941 schließlich Pfarrei geworden. Der Wunsch nach einer richtigen Kirche konnte aber erst mehrere Jahre nach dem II. Weltkrieg realisiert werden. Pfr. Paul Fähnrich (1937-1967), der in der NS-Zeit mehrfach von der Gestapo verhört worden war, fand am Rand des Gemeindegebietes, im Schillerpark, einen Bauplatz, wo am 16.12.1956 die von Felix Hinssen entworfene Kirche konsekriert wurde.

Aufgrund der Form ihrer Fenster erhielt sie den Spitznamen HO-Kirche.

Die flache Holzdecke wird in der halbrunden Apsis von einem Oberlicht durchbrochen. Nach der Liturgiereform wurde lediglich der Altar umgestellt.

Unter Pfr. Rudolf Wrobel, der von 1972 bis 2003 die Gemeinde seelsorglich begleitete, schuf Werner Persy 1976 ein Trytichon, das den Pfarrpatron, aber auch die Menschen aus dem Arbeiterbezirk Wedding und im Hintergrund den Berliner Fernsehturm zeigt. Eine aus Charlottenburg übernommene Klais-Orgel erklingt seit 1960 in der Kirche.

1976 wurde der Kindergarten aufgegeben, der auf dem früheren Gelände der Gemeinde noch bestand. 1986 konnte hinter der Kirche eine neues Gemeindezentrum für die heute etwa 3500 Katholiken eingeweiht werden.

(nach: Katholische Kirche im Norden und Osten Berlins, Hrsg: Pressestelle des Erzbistums Berlin, 1999)


Hl. Aloysius Gonzaga

Dass Aloysius Patron der Jugend ist, geriet fast in Vergessenheit. Vielleicht haben das die Darstellungen verschuldet, die ihn als schlecht aussehenden Kleriker malten oder in Gips hinstellten. Bis zum 2. Weltkrieg kamen die sechs aloisianischen Sonntage noch einer Jugendmission gleich. Nunmehr ist Aloysius als Jugendpatron einflusslos.

Eine ähnliche Enterbung und Entmachtung hatte Aloysius schon einmal zu Lebzeiten selber herbeigeführt. Als Erbe des Markgrafen von Castiglione im Herzogtum Mantua hatte er 1583 die Verzichtleistung auf Nachfolge und Erstgeborenrechte ausgesprochen. Er war siebzehn Jahre alt. Das Beispiel des heiligen Franz Borgia hatte es ihm wohl angetan, der sein Herzogtum Cadia aufgegeben hatte. Sicher ging auch von der Persönlichkeit des heiligen Carlo Borromeo, des großen Mailänder Kardinals, der ihm die erste heilige Kommunion reichte, ein maßgebender Einfluss aus. Vermuten kann man auch, dass ihn der Gedanke der Wiedergutmachung für die skrupellose Machtbesessenheit seiner Vorfahren, typischer Renaissancemenschen, gepackt hatte. Wäre Aloisius Weltgeistlicher geworden, so wäre ihm der Kardinalshut sicher oder vielleicht gar die Tiara nahe gewesen.

Er wurde Ordensmann, Jesuit, unter einem strengen, aber hochgeistigen Spiritual, dem heiligen Robert Bellarmin. Er war nichts anderes als Novize und Scholastiker – Theologiestudent. Die Konsequenz der machtbewussten Vorfahren wandte er auf das geistige und geistliche Leben an. Dennoch blieb er, wie seine Briefe zeigen, ein liebevoller Sohn seiner frommen Mutter.

Die Erwartungen einer großen Ordenskarriere zerbrachen. Als Dreiundzwanzigjähriger stirbt er 1591 an der Pest, nachdem er im Heilig-Geist-Hospital die Seuchenerkrankten gepflegt hatte.

Sein Leben war ein Protest gegen die Macht, ein Sieg des Geistes und der Hingabe an die Menschen. Sein Vorbild – leider später oft verzeichnet – wies mindestens vier Jahrhunderte lang der Jugend den Weg zur letzten Konsequenz im Dienst Gottes und der Menschen.

Er war „Feldherr”, der Größeres vollbrachte als sein Väter.

Er hätte auch heute noch der Jugend der Kirche viel zu sagen.

(Aus: Die heiligen im Jahr des Herren, Theodor Schnitzler, Herder Verlag, 1979)


Das Altarbild

Das dreiteilige Altarbild, ein Trptychon, wurde im Jahr 1976 von dem Trierer Künstler Werner Persy für die Aloysius-Kirche geschaffen. Es stellt in der Mitte den thronenden Christus dar, zur linken Seite das Leben des Hl. Aloysius, zur rechten Seite die Aloysius-Gemeinde.

Unbestreitbarer Mittelpunkt ist die zentrale Tafel, einen thronenden Christus darstellend, der „Reis aus der Wurzel Davids” ist. König David, der Verfasser vieler Psalmen, erscheint zweimal im Bild, rechts als der politische Führer seines Volkes, links jedoch vor der Bundeslade tanzend in gottesdienstlicher Funktion.

Das linke Bild stellt den Hl. Aloysius, den Namenspatron unserer Kirche, dar. Man sieht, in kleiner Gestalt, den jungen Edelmann zu Pferde, der als ältester Sohn des Grafen von Gonzaga-Mantua für eine diplomatische Laufbahn bestimmt war. Schwerpunkt dieser Bildtafel ist in der Mitte der junge Heilige vor dem Hintergrund der römischen Peterskuppel, wo er die Priesterweihe empfangen hat. Er war in den Orden der Gesellschaft Jesu eingetreten und während einer Pestepidemie in der Krankenpflege tätig. Er steckt sich an dieser furchtbaren Krankheit an und stirbt mit 23 Jahren. Das symbolisiert der Totenschädel im Vordergrund des Bildes.

Die rechte Bildtafel zeigt die Menschen der Aloysius-Gemeinde im Berliner Wedding. Sie gehen freudig, verzagt oder zweifelnd auf Christus zu, zu erkennen an den erhobenen Händen, die in Richtung Aloysius-Kirche weisen. Weiter ist die Müllerstraße zu sehen und im Hintergrund der Fernsehturm am Alexanderplatz.

Wer heute die Kirche betritt, wird sofort gefangengenommen von dem dreiteiligen Altarbild, das als Grundfarbe ein kräftig leuchtendes Rot aufweist und zur Betrachtung einlädt.