St. Sebastian

Feldstr. 4, 13355 Berlin

 

St. Sebastian (auch kurz Sebastiankirche genannt) am Gartenplatz in Berlin-Gesundbrunnen ist eine katholische Kirche in Berlin. Sie wurde in den Jahren 1890-1893 im neogotischen Stil erbaut und ursprünglich für 1000 Sitz- und 3000 Stehplätze konstruiert. In der heutigen Gestaltung hat sie etwa 600 Sitzplätze und wird gemeinsam von der Gemeinde St. Sebastian und der kroatischsprachigen Gemeinde Berlins genutzt. Der Sakralbau steht in der Berliner Landesdenkmalliste.


Geschichte

Seit 1773 stand den in Berlin lebenden Katholiken die Hedwigskirche zur Verfügung. Ihre Zahl wuchs im 19. Jahrhundert infolge der Industrialisierung durch Zuwanderer aus den Ostprovinzen Preußens so stark an, dass am 1. Januar 1861 die Gemeinde St. Sebastian gegründet werden konnte. Sie ging zurück auf die seit Ende des 18. Jahrhunderts bestehende katholische Gemeinde des Invalidenhauses und war nach der zeitgleichen Eingemeindung Weddings und Gesundbrunnens die zweite katholische Gemeinde Berlins. Die Gottesdienste wurden weiterhin in der von Friedrich II. 1748 gestifteten St.-Sebastians-Kapelle des Invalidenhauses gehalten, da für den Bau einer eigenen Kirche erst noch die nötigen Mittel beschafft werden mussten.[2] 1890 wurde auf dem Gartenplatz, der noch bis 1837 als Hinrichtungsstätte (Galgenplatz) gedient hatte, nach einem Entwurf des Architekten Max Hasak eine neogotische Kirche nach dem Muster der Elisabethkirche in Marburg gebaut.[3] Die Kirchweihe erfolgte am 26. Juni 1893 durch Fürstbischof Georg von Kopp von Breslau. Der Kirchenmusiker Carl Thiel wirkte von der Anfangszeit der Gemeinde bis 1910 als Organist und Chorleiter. Durch die Zunahme der Bevölkerung am Industriestandort Gesundbrunnen hatte die Gemeinde nach der Wende zum 20. Jahrhundert 50.000 Mitglieder, sodass schon in den ersten Jahren mehrere Tochtergemeinden ausgepfarrt wurden. Am 16. November 1943 wurde der wenige Tage zuvor auf dem Transport ins Konzentrationslager verstorbene Dompropst Bernhard Lichtenberg von St. Sebastian aus zu Grabe getragen. 185 Geistliche und Tausende Gläubige begleiteten den Trauerzug zum St.-Hedwigs-Friedhof an der Liesenstraße. Bombardements der Alliierten zerstörten am 22. November 1943 die Kirche durch Brandbomben. Die Feuerwehren des benachbarten Stettiner Bahnhofs und der AEG wurden von den Behörden am Löschen gehindert, sodass die Kirche in drei Tagen ausbrannte. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden die Gottesdienste zunächst im Freien statt, erst 1946 wurde mit dem Wiederaufbau des Kirchengebäudes begonnen, der 1950 vollendet war. Bis 1963 war die Sebastiankirche Ersatz für die noch nicht wieder aufgebaute Sankt-Hedwigs-Kathedrale. Die Berliner Bischöfe Wilhelm Weskamm (1951) und Julius Döpfner (1957) wurden hier inthronisiert, Konrad Kardinal von Preysing (1950) und Wilhelm Weskamm (1951) von hier zu Grabe getragen. Der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 zerschnitt die Gemeinde und drängte die Kirche in eine geografische Randlage. Der Abriss der Mietskasernen und Neubau moderner Hochhäuser im Viertel führte in den 1970er-Jahren zu vielen Weg- und Zuzügen. Eine erneute Renovierung fand 1990-1993 anlässlich des hundertjährigen Jubiläums statt.


Architektur und Kircheninneres

Das repräsentative Gebäude mit einem kreuzförmigen Grundriss wurde mit Sandstein verkleidet. Das Hauptschiff ist 21 bis 23 Meter hoch, in den beiden Seitenschiffen befinden sich je drei Seitenkapellen. Das Sternkreuzgewölbe hat eine Spannung von 16,5 Meter. Der 87 Meter hohe quadratische Turm ist mit einem Spitzhelm abgeschlossen. Am Turm fällt das Steinbild eines Krebses auf, mit dem an die stattliche Spende eines Gemeindemitglieds mit dem Namen Krebs zum Bau des Kirchengebäudes erinnert wurde. Der bereitgestellte Betrag reichte für den Bau des Daches und ein Stück des Turmes.[4] Als Fassadenschmuck dient eine Rosette am Querhausgiebel und über dem Hauptportal ein Relief des heiligen Sebastian aus der Werkstatt des Bildhauers Nikolaus Geiger.[5] Die bunten Chorfenster fertigte die Linnicher Kunstanstalt von Oidtmann & Co. Der Holzbildhauer Gustav Kuntzsch, Wernigerode, schuf die Altäre und das Gehäuse für die von den Gebrüdern Dinse in Berlin gelieferte Orgel.[6][7] 1929 wurde der Hochaltar errichtet und die Kirche ausgemalt. Nach der Liturgiereform wurde das Kircheninnere 1973/1974 vereinfacht: In die Vierung kam eine Altarinsel, an die Stelle des Hochaltars trat der Tabernakel. Tabernakel, Ambo und Gestühl sind Werke des Kunstschmieds Bergmeister aus Ebersberg.


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