St. Joseph

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Müllerstr. 161, 13353 Berlin

 

Neuromanik und Beuroner Kunst im Arbeiterbezirk

Wuchtig steht die mit Sandstein verblendete Doppelturmfassade von St. Joseph eingebunden in die Mietskasernenbebauung der Müllerstraße. Sie entstand 1907-09 nach Plänen des Münsteraner Architekten Wilhelm Rincklake, seit 1896 Pater Ludgerus im Benediktinerkloster Maria Laach. Er entwarf (mit Wilhelm Frydag) nicht nur den Bau, sondern auch einen flächendeckenden Farbraum im Stil der Beuroner Kunstschule (ausgeführt erst ab 192x), der 1965 überstrichen, seit 2006 wieder freigelegt und nach Befund ergänzt wurde. Heute überliefert er ein fast vollständig erhaltenes Raumkunstwerk.

Stadtbildprägend ist nur die anspruchsvoll auftretende Fassade, die den Formenkanon der Neuromanik mit zeitgenössischen Anklängen transformiert; fünf Portale verweisen auf einen repräsentativen Innenraum. Der übrige Baukörper mit Langhaus und Chor erstreckt sich tief in die Hofseite. Chor und Krypta wurden 1945 zerstört.

Der Basilikale Raum knüpft mit Rundbögen, Säulen, Kapitellen auf annähernd quadratischem Grundriss der Gewölbejoche und dem Wechsel von Säule und Pfeiler an die romanische Kirchbaukunst des 12. Jhs. im Rheinland an. Der farbige Innenraum aber ist mit ornamentalen und figürlichen Bereichen, differenzierten Materialien und Oberflächen in seiner kostbaren Feierlichkeit beuronisch geprägt bis hin zur Apsiskuppel mit dem Goldmosaik, nachgebildet der Oberkirche von San Clemente in Rom (1127). Die moderne Altarraumgestaltung (1989/90) durch Bildhauer des Centro Ave in Loppiano/Italien bindet sich der restaurierten historischen Ausmalung seit 2006 besser ein.

Dr. Christine Goetz


Max Joseph Metzger

Der Priester Max Josef Metzger (* 03.02.1887, + 17.04.1944) war ein prophetischer Christ. Bis 1915 Feldgeistlicher im Ersten Weltkrieg, widmete er sich ganz dem Friedensdienst; in dem von ihm gegründeten Kyrios-Verlag in Meitingen publizierte er seine Friedensideen. Noch während des Krieges wurde Metzger Mitbegründer des Kreuzbündnisses abstinenter Katholiken, 1919 rief er die Missionsgesellschaft vom Weißen Kreuz ins Leben, eine internationale kirchliche Vereinigung im Dienste Christi des Königs, das heutige Christkönigs-Institut (erstes Säkularinstitut in der Geschichte der Kirche).

Da er durch die Überwachung der staatlichen Organe in der Friedensarbeit behindert wurde, wandte er sich verstärkt der Ökumene zu und begründete den Gebets- und Arbeitskreis Una Sancta. Von 1940 bis 1943 nahm er Zuflucht in St. Joseph bei den von ihm gegründeten Christkönigsschwestern, die noch bis 1988 in der Gemeinde tätig waren und sich, dem Ideal ihres Urhebers Dr. Max Josef Metzger entsprechend, besonders den sozial schwachen Menschen zuwandten. Hier in St. Joseph wurde er durch den Verrat einer Spionin am 29. Juni 1943 von der Gestapo verhaftet. Durch den Volksgerichtshof zum Tode verurteilt, wurde er am 17. April 1944 hingerichtet. Die Fotos in der Krypta dokumentieren die Lebensstationen von Dr. Max Josef Metzger.

Seinen Lebenswunsch bringt er in seinen letzten Brief zum Ausdruck:

„Ich habe mein Leben Gott angeboten für den Frieden der Welt und die Einheit der Kirche.“


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